Eine Strategie für sozial-emotionales Lernen ( SEL)

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Published: Oktober 21st, 2022

Die Europäische Union empfiehlt ihren Mitgliedstaaten SEL als zentrales Element in die Lehrpläne zu implementieren. Was man unter SEL allgemein versteht und wie eine Strategie dafür aussehen könnte lesen Sie hier.

Inhalt

Die Leistungsbeurteilung von SchülerInnen war und ist eine Kernaufgabe des Schulbetriebs. Dabei stand über Jahrzehnte der reine Wissenstransfer im Vordergrund. Allerdings sind die Aufgaben von Schule viel weiter gefasst: SchülerInnen sollen zu verantwortungsvollen und mündigen Persönlichkeiten entwickelt werden. Verallgemeinert soll Schule Bildung, also Wissen, Fähigkeiten und Werte, im Unterricht gezielt vermitteln. Bereits seit Jahren hat eine Verlagerung vom reinen Inhaltsbezug hin zum einzelnen Lernenden und dessen Kompetenzentwicklung stattgefunden. In einer internationalen Umfrage von Promethean State of Technology in Education Report 2021/22 wurde das sozial-emotionale Lernen (SEL) von Lehrkräften als wichtigster Aspekt zur Unterrichtsgestaltung angegeben.

Im Zuge der Veränderungen während der Coronazeit im Schulbetrieb, haben sich PädagogInnen zuallererst für das Wohlergehen und die emotionale Stabilität der Lernenden eingesetzt und es wurde massiv darauf hingewiesen, dass es beim Besuch einer Schule um weit mehr geht als um Wissensvermittlung. Im Unterricht ist es ebenfalls wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler zwischenmenschliche Fähigkeiten entwickeln, die sie zu aktiven Teilnehmenden machen und sie besser darauf vorbereiten, unerwartete oder anhaltende Belastungen zu bewältigen.

Das Wohlbefinden des Lernenden lag PädagogInnen schon immer am Herzen und sie betten einen sozial-emotionalen Ansatz in die eigene Unterrichts-Strategie ein, um die ganzheitlichen Bedürfnisse der Lernenden zu berücksichtigen.  Eine solche ist keine kurzfristige Reaktion auf Veränderungen und Ungewissheit, sondern bietet langfristige Vorteile für die Lernergebnisse. Wie können Lehrkräfte also sozial-emotionales Lernen vermitteln und welchen Nutzen kann es bringen?

Was ist sozial-emotionales Lernen?

Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem reinen Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler und dem sozial-emotionalen Lernen. Das Wohlbefinden der Lernenden kennzeichnen Faktoren der psychischen Gesundheit wie Stress, Stimmung und Selbstwertgefühl.

Sozial-emotionales Lernen bezieht sich auf die zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die wir für die Interaktion eines funktionierenden Miteinanders nutzen. Durch die Einbettung sozial-emotionaler Strategien in den ganzen Lehrauftrag gehen Bildungsverantwortliche ganzheitlich auf die Bedürfnisse der SchülerInnen ein und ermutigen sie, sich selbst und ihre Beziehungen zu anderen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Lernorts Schule kennenzulernen. 

Ein effektiver Ansatz für sozial-emotionales Lernen umfasst fünf Kernkompetenzen:

  • Selbstwahrnehmung
  • Selbstmanagement
  • Soziales Bewusstsein
  • Beziehungsfähigkeit
  • verantwortungsvolle Entscheidungsfindung

Diese Kompetenzen stellen ein Gleichgewicht zwischen den individuellen Bedürfnissen der Lernenden und ihrer Fähigkeit, mit Gleichaltrigen zusammenzuarbeiten, her. Angesichts der vielen zusätzlichen Aufgaben einer Lehrkraft, suchen PädagogInnen nach Orientierung, um diese breit angelegten Schwerpunkte in konkrete Unterrichtspraktiken umzusetzen. Wie können Pädagogen also sozial-emotionales Lernen in ihre Pädagogik einbeziehen?

Differenziertes Lernen für Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit

Um auf die individuellen Bedürfnisse der SchülerInnen einzugehen, hat sich das Bildungswesen von durchgängig einheitlichen Unterrichtsformen verabschiedet.

Auch das sozial-emotionale Lernen zielt darauf ab, den SchülerInnen ein Bewusstsein für ihre individuellen Bedürfnisse zu vermitteln und sie zu befähigen, ihre Stärken zu nutzen und ihr Lernen selbst in die Hand zu nehmen.

Durch differenzierte Lernangebote werden Lerninhalte passend zu den verschiedenen persönlichen Vorlieben und Lernstile offeriert, die häufig durch das VARK-Modell definiert werden:

V = Visual = Visuell
A = Auditory = Auditiv
R = Read & Write = Lesen und Schreiben
K = Kinesthetic = Kinästhetisch

Sobald diese verschieden gestalteten Lernangebote im akademischen Kontext umgesetzt werden und SchülerInnen ihren bevorzugten Lernstil identifizieren lernen, kann diese Selbsterkenntnis von ihnen auf ihre Interaktion mit der Außenwelt angewendet werden.

Diese konkreten Fähigkeiten bieten den Lernenden eine zuverlässige Struktur, um Informationen proaktiv zu verarbeiten und auf potenziell neue oder ungewohnte Szenarien zu reagieren. 

Bei der Selbsterkenntnis geht es nicht nur um die optimale Lernmethode, sondern auch um die Lernumgebung. Um die eigenen Vorlieben zu entdecken und ein passendes Angebot zu entwickeln, können Fragen an die SchülerInnen helfen:

  • Lernst Du lieber in einer Gruppe oder als Einzelperson?
  • Bevorzugst Du eine belebtere oder stille Umgebung?
  • In welcher Geschwindigkeit möchtest Du lernen, schnelleres oder langsameres Tempo?
  • Sitzt Du lieber an einem Schreibtisch oder in einer offeneren Umgebung?
  • Nimmst Du gerne eine führende Rolle ein oder möchtest Du nicht so gerne im Vordergrund stehen?

Die meisten Schülerinnen und Schüler mögen Ausgewogenheit, daher sollten die Lehrkräfte und die SchülerInnen verstehen lernen, wann und warum bestimmte Konstellationen am besten funktionieren. Dieses Verstehen hilft SchülerInnen, sich ihrer eigenen Empfindungen bewusst zu werden und sie können emotions-auslösende Situationen vorhersehen und steuern. Durch das Erkennen von Indikatoren und Vorhersagen lernen die Kinder, dass sie ihre Gefühle und Ängste kontrollieren können, was ihnen mehr Selbstvertrauen und Reife verleiht.

Wie können Pädagoginnen und Pädagogen den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, diese Fähigkeiten und das Verständnis für Gleichaltrige und ihr Umfeld zu fördern, und zwar nicht nur auf individueller Ebene?

Soziales Bewusstsein und emotionale Intelligenz

Während sich Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit auf die inneren Erfahrungen der SchülerInnen konzentrieren, sind soziales Bewusstsein und emotionale Intelligenz Fähigkeiten zur Teilnahme an der Außenwelt. Sie helfen den Heranwachsenden, sensibel und unterstützend auf andere zu reagieren. Sie lernen zu verstehen, wie ihr Verhalten ankommt, wie sie positiv mit anderen interagieren können und wie sie erkennen können, wenn ein Konflikt entsteht oder ein Mitschüler oder eine Mitschülerin Schwierigkeiten hat.

Emotionale Intelligenz ist für das Bildungswesen wertvoll, da sie eine positive, kohärente Klassendynamik fördert. Die Qualität der Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden wird verbessert, da die persönlichen, menschlichen Bedürfnisse gegenseitig respektiert werden. Dies bereitet die Kinder darauf vor zukünftig vielfältige Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, wie ArbeitskollegInnen, KommilitonInnen, Familienmitglieder, FreundInnen und PartnerInnen.

Lehrerinnen und Lehrer können die emotionale Intelligenz durch szenario-basierte Aktivitäten fördern. Dabei werden die Lernenden mit Fragen oder Gegebenheiten konfrontiert, bei denen es darum geht, wie sie soziale Signale deuten und sich in sozialen Situationen verhalten. Bestimmte Fächer eignen sich besonders sich für die Vermittlung emotionaler Intelligenz. So können beispielsweise DeutschlehrerInnen, die mit ihren SchülerInnen eine Diskussion über ein literarisches Werk führen, fragen, was den SchülerInnen zu den Gefühlen und Gedankengängen der Figuren auffällt. Durch die Anwendung eines realen Kontexts auf den Fachinhalt reflektieren die Lernenden ihre eigene Wahrnehmung. Es gibt beispielsweise Apps und digitale Lerninhalte, die das soziale Bewusstsein der Kinder und ihre Fähigkeit, soziale Signale zu erkennen, fördern. Diese Reflexionsebene ist eine der wichtigsten Methoden, um eine sozial-emotionale Strategie zu vermitteln. Wie wird reflexives Lernen am besten gefördert?

Reflektierendes Lernen

Damit Schülerinnen und Schüler sozial-emotionale Lernfähigkeiten in ihr Denkmuster einbauen können, brauchen sie Zeit zum Nachdenken. Sie sollten aktiviert werden, regelmäßig über die eigenen Lernerfahrungen nachzudenken. Ein solcher Rhythmus des reflektierenden Lernens während des Unterrichts fördert eine wachstumsorientierte Denkweise. Durch die Reflexion können die Schülerinnen und Schüler ihre Gelassenheit wiederfinden, ihre Konzentration sowie das Speichern von Wissen verbessern und eine ausgewogenere Perspektive auf Schwierigkeiten und Erfolge gewinnen. Mit Hilfe von Quizfragen, Umfragen und formativen Assessments im Sinne von Lernstandsanalysen erhalten die SchülerInnen konkrete Anhaltspunkte, über die sie nachdenken können, was ihre Fähigkeiten zum kritischen Denken fördert, Fortschritte begünstigt und Informationen für künftige Entscheidungen liefert.

Reflektierendes Lernen fördert gleichzeitig das Einfühlungsvermögen, indem es berücksichtigt, wie soziale Faktoren und gelebte Erfahrungen die Empfindungen und Einstellungen der Lernenden beeinflussen. Wie können Lehrerinnen und Lehrer sonst noch ein Gefühl für die Klassengemeinschaft schaffen?

Zusammenarbeit und Klassengemeinschaft

Nach den Zeiten der Isolation und des individuellen Lernens ist eine lebendige, funktionierende Klassengemeinschaft wichtiger denn je. Gemeinsames Lernen verbessert nicht nur Lernergebnisse und gibt lernmüden Kindern neue Energie, sondern fördert auch die Beziehungsfähigkeit, die die SchülerInnen für ihr jetziges und ihr Erwachsenenleben brauchen. Das gemeinsame Lernen vertieft die Beziehungen zwischen Gleichaltrigen und lehrt die Heranwachsenden, miteinander zu kommunizieren, sich gegenseitig zu unterstützen und zu verstehen. PädagogInnen können den SchülerInnen Kompromissbereitschaft und Toleranz vermitteln, indem sie Kinder mit unterschiedlichen Persönlichkeiten oder solche, die nicht unbedingt zusammenarbeiten möchten, in Gruppen zusammenfassen.

Digitale Technologie, EdTech, kann dabei unterstützen, ein besseres Verständnis für verschiedene Kulturen und Gemeinschaften zu entwickeln, und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer großen globalen Gesellschaft schaffen, indem beispielsweise eine Verbindung und ein Austausch mit Klassen auf der ganzen Welt über ein Livestreaming etabliert wird, vielleicht in einer der Partnerstädte?  Digitale Technologien stehen SchülerInnen durchgängig zur Verfügung. Das Nutzen dieser Ressource als Werkzeug, um in der digitalisierten Welt Kontakte zu knüpfen und grenzübergreifende Gemeinschaften zu gründen und aufzubauen bietet sich an. Lernende machen sich mit den Regeln einer Online-Konversation vertraut, erlernen die Besonderheiten und sie erfahren, wie eine virtuelle Zusammenarbeit erfolgreich gestaltet werden kann. Aus der Zusammenarbeit und in der Gemeinschaft tanken SchülerInnen neue Energie, selbst wenn Anzeichen von Lernmüdigkeit zu erkennen sind und diese auf die Motivation einwirken. Im Klassenverbund wird die Bindung zwischen den Lernenden und ihren LehrerInnen gestärkt, der gegenseitig respektvolle Umgang angeleitet und ein positives Miteinander gepflegt. So ausgerüstet sind Kinder widerstandsfähiger gegenüber Störungen oder Stress, da sie sich auf die Sicherheit und Unterstützung ihrer MitschülerInnen und Lehrkräfte verlassen können. Gibt es weitere Vorteile des sozial-emotionalen Lernens neben dem Engagement der Schüler und der Verbesserung von Beziehungen

Die Vorteile des sozial-emotionalen Lernens

Sozial-emotionales Lernen richtet sich auf die Bedürfnisse der Lernenden aus und nimmt positiven, bereichernden Einfluss auf ihre Lernerfahrung.

Für das Engagement der SchülerInnen bedeutet dies, dass viele der emotionalen Ablenkungen und persönlichen Ängste, die während des Schultages ihren Tribut fordern, gemildert werden, was ihre Konzentration und geistigen Fähigkeiten verbessert.

Indem die SchülerInnen in die Lage versetzt werden, Emotionen und Stimmungen selbst zu steuern, sinkt das Stressniveau. Ein besserer Umgang mit Emotionen und eine bessere Stimmungsregulierung sind mit weniger Stress verbunden. Es ist zu erwarten, dass die Lernenden aktiver am Unterricht teilnehmen und durch Selbstakzeptanz, emotionale Intelligenz und soziales Bewusstsein, wie sie mit Gleichaltrigen kommunizieren können, ein gesteigertes Selbstvertrauen entwickeln, während sie weniger durch Unsicherheiten gehemmt werden.

Was die Zufriedenheit der Schüler betrifft, so führen das verbesserte soziale Bewusstsein, die emotionale Intelligenz und die Beziehungen im Klassenzimmer zu einem respektvollen Umgang miteinander und die Lehrkraft wird in der Rolle des Mentors / der Mentorin geschätzt. Die SchülerInnen erkennen den Wert dieser Beziehungen und sind in der Lage, diese auf möglichst gesunde und produktive Weise aufrecht zu erhalten. Die Lernenden werden zufriedener sein, wenn sie als menschliche Wesen, als Persönlichkeiten, mit emotionalen Bedürfnissen behandelt werden, die sie als erfüllt empfinden und lernen gleiches entgegenzubringen. All dies wird durch Studien untermauert. Beispielsweise hebt eine Studie des Collaborative for Academic, Social, and Emotional Learning (CASEL) zwei wesentliche Vorteile hervor:

  • Mehr als ein Viertel der Lernenden verbesserte ihre schulischen Leistungen.

Ein Viertel der SchülerInnen zeigte ein besseres Verhalten im Klassenzimmer, eine bessere Fähigkeit, Stress und Depressionen zu bewältigen, und eine bessere Einstellung zu sich selbst, zu anderen und zur Schule.

  • Langfristig gesehen stellen sozial-emotionale Kompetenzen eine wertvolle, vielseitige und sehr gefragte berufliche Qualifikation dar, die die Schüler für die Beschäftigungsfähigkeit in der zukünftigen Arbeitswelt auszeichnet. 

Da die gemischte Lernumgebung zur allgemeinen Norm im Klassenzimmer wird, ist es wichtig, dass die Lehrkräfte wissen, wie sie dieses Lernen in allen Kontexten – online, persönlich und gemischt – anbieten können.

Die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen ist den Bildungs- und Orientierungsplänen abhängig vom Bundesland verankert.

Föderung von SEL mit digitaler Klassenzimmerausstattung

Bildungslösungen von Promethean fördern das soziale-emotionale Lernen. Die digitalen Tafeln von Promethean, die interaktive Unterrichtssoftware, Aktivitäten und Apps, fördern die Interaktion und regen den Dialog an. Die Einbindung unterschiedlichster Medien, der digitale Informationsaustausch, eine Vielzahl an Anwendungen und eine geleitete Erlangung digitaler Kompetenzen lassen sich ideal durch die Nutzung eines interaktiven Displays realisieren.

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