Einsatz digitaler Medien in der Lehrerausbildung – ActivBoards und ActivInspire

Published: April 30th, 2016

Derzeit vollzieht sich ein großer Wandel an Deutschlands Schulen: Die Lehrergeneration, die die Schulen jahrzehntelang geprägt hat, geht nach und nach in den Ruhestand. Auf sie folgen junge LehrerInnen, Ende 20, Anfang 30, denen die Aufgabe obliegt, Schulen und ihre SchülerInnen in eine Zukunft zu führen, in der digitale Medien auch aus dem Unterricht nicht mehr wegzudenken sind. Das Landesinstitut für Schule in Bremen, zuständig für die Aus- und Weiterbildung von LehrerInnen, weiß um diese Herausforderung und setzt bei der Ausbildung der LehramtsanwärterInnen alles daran, diese auf einen zeitgemäßen Unterricht unter Einsatz interaktiver Tafeln und anderer Medien vorzubereiten. Keine leichte Aufgabe, denn die Erfahrung zeigt, dass längst nicht alle ReferendarInnen während des Studiums bereits mit entsprechenden Medien in Berührung gekommen sind.

Das Landesinstitut für Schule der Freien Hansestadt Bremen (LIS) ist eine Einrichtung des Senats für Bildung und Wissenschaft und hat die Aufgabe, die Schulen im Stadtstaat Bremen bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Dazu gehört neben der Entwicklung des Curriculums vor allem die Ausbildung von ca. 500 LehramtsanwärterInnen jährlich für alle Schulformen sowie die Weiterbildung von Lehrkräften. Zum LIS gehört auch das Zentrum für Medien, das die verschiedenen Akteure im Hinblick auf die Ausstattung mit neuen Medien und den Einsatz dieser Medien im Unterricht berät und entsprechende Kursangebote macht. Dank der engen Verzahnung von Aus- und Weiterbildung und dem Medienzentrum am LIS ist das Studienseminar mittlerweile sehr weit, was den Einsatz digitaler Medien in der Lehrerbildung anbelangt: Es ist mit WLAN ausgestattet, in den Seminaren werden Lernplattformen, Wikis und Blogs genutzt. Außerdem sind bereits seit 2012 interaktive Tafeln im Einsatz, darunter ActivBoards von Promethean, mit denen die angehenden LehrerInnen unterrichtet werden.

Die Herausforderung – fehlende Medienbildung bei jungen LehrerInnen

Der Generationswechsel von LehrerInnen an deutschen Schulen ist in vollem Gange. Seit 2000 sind bereits rund 250.000 neue LehrerInnen eingestellt worden, eine weitere Viertelmillion folgte bis 2020, um die LehrerInnen, die in den 1970er Jahren im Zuge der Bildungsexpansion eingestellt wurden, abzulösen. Die Chancen, frischen Wind in die Klassenräume zu bringen, stehen also derzeit so gut wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Wer allerdings glaubt, dass der Generationswechsel allein schon für eine Modernisierung des Unterrichts reicht, wird zumindest im Hinblick auf die Nutzung zeitgemäßer digitaler und interaktiver Medien für den Unterricht schnell eines Besseren belehrt, wie Professor Dr. Rudolf Kammerl von der Universität Hamburg festgestellt hat. Er schildert die Situation in seinem bereits 2009 veröffentlichten Artikel „Medienpädagogik in der Lehrerbildung – Fehlanzeige“ (Tendenz, Bd. 4; München; S. 12-14) folgendermaßen: „Die Schulabgänger weisen jenseits einfacher instrumenteller Fertigkeiten große Defizite in der Medienkompetenz auf. […] Die meisten Lehramtsstudenten erfahren keine oder kaum medienpädagogische Ausbildung.“ Er spricht von einem „Teufelskreis fehlender Medienbildung“, denn diese LehrerInnen mit großen Defiziten in der eigenen medienpädagogischen und -didaktischen Ausbildung seien kaum in der Lage, ihre SchülerInnen mit einer kompetenten Nutzung neuer Medien im Unterricht vertraut zu machen. Durchbrochen werden könne dieser Teufelskreis „durch spezifische und verbindliche medienpädagogische Angebote im Unterricht, in der Ausbildung an den Universitäten und in der Fort- und Weiterbildung im Rahmen der Schulpraxis“, so Kammerl.

Die Lösung – ein Masterplan und die Qualifizierung von LehrerInnen am ActivBoard

Auch am LIS in Bremen hoffte man darauf, dass die kommende Generation von LehramtsanwärterInnen als so genannte Digital Natives bereits das nötige Rüstzeug mitbringen würden, um künftig qualifiziert unter Einsatz digitaler Medien zu unterrichten. „Die Realität sieht derzeit noch etwas anders aus“, bilanziert Dr. Rainer Ballnus, Leiter des Zentrums für Medien am LIS. „Unsere ReferendarInnen bringen zwar gewisse Bedienfertigkeiten mit, ihnen fehlt jedoch die medienpädagogische Kompetenz.“ Um dem etwas entgegenzusetzen, hat das LIS einen „Masterplan Medienbildung“ entwickelt, dessen Ziel es ist, „die strukturellen und qualitativen Voraussetzungen zu schaffen, damit Schülerinnen und Schüler Medienkompetenz erwerben können, und Lehrkräfte in der Lage sind, die Unterrichtsqualität mit Hilfe digitaler Medien systematisch zu verbessern.“

Mit Hilfe dieses Masterplans wird in Bremen erstmals versucht, alle Bereiche der Medienbildung zu synchronisieren – von der Ausstattung der Schulen über einen „Bildungsplan Medienbildung“ bis hin zur Bereitstellung digitaler Unterrichtsmaterialien. Essenzieller Bestandteil des Masterplans ist auch die Förderung der mediendidaktischen und medienerzieherischen Kompetenz in der zweiten Phase der Lehrerausbildung. Sie wurde zum integralen Bestandteil der Personalentwicklung erklärt.

In der Praxis sieht das heute so aus, dass bereits 2010 alle weiterführenden Schulen in Bremen mit jeweils zwei ActivBoards ausgestattet wurden. Um die LehramtsanwärterInnen entsprechend daran ausbilden zu können, wurden 2012 auch für das Studienseminar interaktive Tafeln angeschafft. „Die AusbilderInnen werden regelmäßig in Kursen im Umgang mit den ActivBoards sowie der dazugehörigen Software, ActivInspire, geschult“, erklärt Britta Düsterhoff, Referentin für digitale Medien in der Schul- und Unterrichtsentwicklung am Zentrum für Medien. „Sie lernen also, die Boards fachdidaktisch in ihren Seminaren einzusetzen und erwerben gleichzeitig die Kompetenz, den Lehramtsanwärtern zu zeigen, wie sie damit arbeiten können. Außerdem lernen sie, nicht nur die technische, sondern vor allem die didaktische Qualität von interaktiven Tafelbildern zu bewerten.“ Das Zentrum für Medien bietet an verschiedenen Stellen der Lehrerausbildung gezielt Schulungen für ReferendarInnen an. Gleich zu Beginn der Ausbildung installieren die LehramtsanwärterInnen ActivInspire auf ihren Computern, um den Umgang damit üben zu können. Dies ist möglich, da das LIS am Software-Lizenzprogramm für Lehrer in der Aus- und Fortbildung (SLLAF) von Promethean teilnimmt. Dieses Programm sieht vor, dass nicht nur die Institution selbst die Software verwenden darf, sondern auch alle AusbilderInnen und auszubildenden LehrerInnen eine persönliche, kostenfreie Lizenz erhalten.

In den 18 Monaten ihrer Ausbildung werden die LehramtsanwärterInnen dann vor allem darin geschult, eigene interaktive Tafelbilder zu entwickeln. Auf diese Weise werden sie in die Lage versetzt, auf das jeweilige Fach und ihren ganz individuellen pädagogischen und didaktischen Stil zugeschnittene Materialien unter sinnvoller Einbindung multimedialer Inhalte zu kreieren, statt nur auf standardisierte Verlagsvorlagen zurückzugreifen.

Der Mehrwert – die nächste Lehrergeneration lernt schon mit

„Heute finden die Lehramtsanwärter an vielen Schulen interaktive Whiteboards vor, es ist ein wichtiger Baustein im zeitgemäßen Unterricht. Wir möchten, dass unsere Ausbildung hinsichtlich dieses Medieneinsatzes so gut wie möglich ist“, sind sich Ballnus und Düsterhoff einig. „Und angesichts des sich gerade vollziehenden Generationswechsels bei den Lehrern ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um mit einer guten medienpädagogischen und –didaktischen Ausbildung den Grundstein für eine Zukunft zu legen, in der das Lernen mit und über digitale Medien selbstverständlich ist.“

Damit wiederum wäre der Kammerlsche Teufelskreis fehlender Medienbildung wohl endgültig durchbrochen, denn die SchülerInnen, die heute im Unterricht einen sinnvollen Einsatz der Medien kennenlernen und zu einem kompetenten Umgang mit ihnen erzogen werden, sind bekanntlich die LehrerInnen von morgen.

Britta Düsterhoff, Referentin für digitale Medien in der Schul- und Unterrichtsentwicklung
Dr. Rainer Ballnus, Leiter des Zentrums für Medien
Landesinstitut für Schule der Freien Hansestadt Bremen

Die Ausbildung von LehramtsstudentInnen in Hochschulen und Lehramtsseminaren und die Weiterbildung von PädagogInnen in Medienzentren sind ein wesentlicher Faktor für den sinnvollen und kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Klassenraum. Aus diesem Grund stellen wir Ihren StudentInnen und TeilnehmerInnen im Rahmen ihres Studiums, Referendariats und der Lehrerfortbildung eine entsprechende Lizenz der Software Promethean ActivInspire Professionell Edition kostenlos zur Verfügung.